Kurvenspeed ohne Ende! (2024)

Polaris Slingshot Test 2016

Das US-amerikanische Unternehmen Polaris, das sich mit den Marken „Victory“ und „Indian“ im Markt der Freiheitseisen immer stärker in Szene setzt, rollte wenige Tage vor der Präsentation der Indian Scout 60 einen irren Dreiradler an den Start: Polaris Slingshot. Was für Kurvengeschwindigkeiten!

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In den USA fährt man den Polaris Slingshot mit dem Motorrad-Führerschein, in Europa braucht man dafür den Auto-Führerschein. Die B-Lizenz erscheint auch logischer, denn der Slingshot ist schon allein wegen seiner gewaltigen, vorderen Spurweite von zwei Metern (!) ein Auto. Aber was für eines! Hinten überträgt ein 255er Reifen auf einer 20 Zoll Felge die 173 PS aus dem 2,4 Liter Vierzylinder (General Motors) auf die Straße. Geführt wird die Felge von einer mächtigen Einarmschwinge, angetrieben von einem Zahnriemen aus Carbon. Der Slingshot hat ein klassisch zu schaltendes 5-Gang Getriebe, servounterstützte Lenkung, keinen Bremskraftverstärker, wiegt 786 kg und wird von Traktionskontrolle und elektronischem Stabilitäts-Programm innerhalb der physikalischen Grenzen gehalten. Vorweg: Beide System sind ausschaltbar, aber ich war - obwohl wir 200 km durch die Berge jagen durften - nicht mutig genug, auf die beiden, sehr gut funktionierenden Systeme zu verzichten. Was für ein Thrill, was für ein Kick!

Wahnwitzige Kurvengeschwindigkeiten!

Der Slingshot dürfte extrem gut ausbalanciert sein und eine großartige Massenzentralisierung haben, denn er erzielt wahnwitzige Kurvengeschwindigkeiten! Der tief geduckte Polaris Dreiradler pickt unglaublich am Asphalt. Die hintere Walze bringt man trotz aktivierter Traktionskontrolle beim harschen Beschleunigen relativ leicht zum Durchdrehen, was zu wunderbar einfach zu kontrollierenden Slides führt, die die Elektronik erst abfängt, wenn schon der Hut brennt, wie man so sagt. A propos Hut: Helmpflicht besteht in Europa für den Slingshot nicht. Überrollbügel und Sicherheitsgurte, thats it. Es gibt auch keine Airbags und keine Bremskraftunterstützung. Letzteres ist am Anfang gewöhnungsbedürftig. Das leichte Antippen des Bremspedals erzielt fast keine Wirkung. Man braucht Druck. Hat man sich darauf eingestellt, findet man sich aber mit dem Anker, der zwar Kraft braucht, aber sehr schön zu dosieren ist, beim sportlichen Angriff sehr gut zurecht. Man kann den Slingshot auch wie ein herkömmliches Poser-Cabrio locker und entspannt fahren, aber auf den 200 Test-Kilometern ist das nur passiert, wenn einfach schon so viel Adrenalin den Körper flutete, dass man sich kurz erholen musste.

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Käufer: 50 Prozent Motorradfahrer.

In den USA ist der Slingshot bereits seit einem Jahr am Markt, und sein Absatz überstieg die Erwartungen. 20.000 sind schon auf den Straßen. Der Polaris-Product Manager Kevin Mcnu*tt erklärte, dass 50 Prozent der Käufer Motorradfahrer sind. Warum so viele? Einerseits dürften Motorradfahrer die sehr dynamische Performance, die der Slingshot liefert, attraktiv finden, und andererseits dürften sie die Schönwetter-Ausrichtung und der fehlende Kofferraum nicht abschrecken. Hinter den Sitzen im Slingshot kann man zwar eine Tasche und etwas Gepäck verstauen, aber so richtig viel hat da nicht Platz. Torsten Zimmer, der für Victory und Indian in Deutschland und Österreich zuständig ist, rechnet im ersten Jahr mit 150 bis 200 Slingshots: Wir haben nur wenige Händler. Man darf ja nicht vergessen, dass die Türen von Motorrad-Schauräumen oft viel zu schmal sind für den zwei Meter breiten Slingshot. Und für die Werkstatt gilt das gleiche.Warum der Slingshot ein Renner werden könnte, liegt auch am Preis: Denn in der Auto-Welt gibt es in der 30.000,- Euro-Liga nichts, das auch nur annähernd so sportlich zu bewegen ist und so ausgezuckt ausschaut.

Was für ein Eye-Catcher!

Die Optik des Slingshot ist überwältigend: Von vorne extrem tief, geduckt und breit, von hinten mit dem großen Einrad konkurrenzlos überraschend, und aus der Fahrerperspektive sowieso mörder, da die ausladenden Kotflügel ein irres Batman-Feeling erzeugen. Dass das Lenkrad und die Sitze nicht aus Leder, sondern aus Hartgummi sind, mag spartanisch wirken, ist aber wichtig, weil es in den Slingshot halt volle Kanne hineinregnen kann. Jedenfalls packen es die Menschen nicht, wenn man mit dem Slingshot quer aus der Ecke feuert. Und auch, wenn man nur gemütlich damit rodelt, reißen sie ihre Mobiles raus und filmen, was das Zeug hält.Keine Frage, der Slingshot ist kein Motorrad, aber er ist ein sehr sportliches Fahrzeug von Polaris, das es mir richtig arg besorgt hat. Danke!

Technische Daten Polaris Slingshot

  • 2,4 Liter Reihenvierer GM
  • 173 PS bei 6.400 min
  • 227 Nm bei 4.700 min
  • 5-Gang, Zahnriemen aus Carbon
  • 18 Zoll vorne (225er), 20 Zoll hinten (255)
  • Gewicht: 786 kg
  • Preis: rd. 30.000,- Euro

Autor

Kurvenspeed ohne Ende! (6)

ZONKO

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Bericht vom 30.01.2016 | 44.590 Aufrufe

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Kurvenspeed ohne Ende! (2024)

FAQs

Kann ein Motorrad in der Kurve kippen? ›

In Kurven neigen sich Motorräder zwar, kippen aber nicht um, es sei denn, das Fahrtempo unterschreitet einen bestimmten Wert. Die Erklärung für dieses Phänomen findet sich in der Physik und hat mit dem Kreiseleffekt zu tun, auch gyroskopischer Effekt genannt, so der TÜV Nord.

Wie fährt man am besten Kurven mit dem Motorrad? ›

wenden Sie die sogenannte Blicktechnik an, wenn Sie mit dem Motorrad in die Kurve fahren: Beim Einlenken richten Sie Ihren Blick auf den Ausgang der Biegung. Drücken Sie stärker am Lenker-Ende, das zum Inneren Rand der Kurve zeigt – handelt es sich um eine Rechtsbiegung, pressen Sie also rechts.

Wie funktioniert der lenkimpuls? ›

Der Lenkimpuls bringt das Motorrad aus dem Gleichgewicht, mit dem Resultat, dass die Maschine nach links in Schräglage abkippt. Für viele Fahrer erfolgt dieser Lenkimpuls meist unbewusst. Je größer der Lenkimpuls ausfällt, desto abrupter gerät die Maschine in Schräglage.

Warum lehnen sich Motorradfahrer in die Kurve? ›

Warum legen sich Menschen, die mit dem Motorrad unterwegs sind, überhaupt in die Kurve und durchfahren sie nicht einfach aufrecht? Das verlangen die Gesetze der Physik: Die Schräglage wird benötigt, um der Fliehkraft zu begegnen. Höhere Geschwindigkeit in der Kurve führt zu größerer Querbeschleunigung.

Wann rutscht ein Motorrad in der Kurve weg? ›

Die parallel zum Boden gerichtete Haftreibungskraft kann nicht beliebig groß werden: Ist die Kurve zu eng oder die Fahrerin zu schnell wird die benötigte Haftreibungskraft größer als maximale Haftkraft der Reifens auf der Unterlage. Der Reifen rutscht dann weg und die Fahrerin "fliegt aus der Kurve.

Warum rutscht ein Motorrad in der Kurve nicht weg? ›

In Kurven überträgt ein Reifen verschiedene Kräfte, die der Kammsche Kreis darstellt: Seitenkräfte, damit das Motorrad nicht aus der Kurve rutscht, und Umfangskräfte beim Bremsen und Beschleunigen.

Was ist der Angststreifen beim Motorrad? ›

Als Angstrand (oder auch Speckstreifen, Angststreifen, Sicherheitsstreifen oder im englischen puss*estrip) bezeichnet man den äußersten Bereich der Lauffläche eines Motorradreifens.

Ist 35 Grad Schräglage viel? ›

Das ist die Schräglage, welche viele Motorradfahrer ohne Übung nicht überschreiten (auch nicht in Gefahrensituationen) obwohl die meisten Motorräder viel mehr könnten. Das ist auch die für morgen vorhergesagte durchschnittliche Höchsttemperatur in Deutschland!

Wie viel Schräglage ist möglich? ›

Die Seitenführungskraft der Reifen bestimmt in der Regel die Schräglagenfreiheit. Serienreifen können auf trockener haftfähiger Fahrbahn eine Schräglage von bis zu 55° erreichen, Rennreifen, u. a. in der MotoGP, erlauben Schräglagen von über 62°.

Wie nennt man Motorradfahrer noch? ›

Biker – bezeichnet den Motorradfahrer im allgemeinen. Wird zum Teil abfällig verwendet für Möchtegerns und Poser.

Warum fällt ein Motorrad beim Fahren nicht um? ›

Das Geheimnis liegt im Kreiseleffekt, wie der TÜV Nord erklärt. Einige Motorräder bringen mehrere hundert Kilogramm auf die Waage und können deshalb im Stand leicht umkippen. Dafür sorgt die Schwerkraft.

Wie schnell sollte ein Motorrad sein? ›

Für Fahrer von Krafträdern gelten dieselben Regelungen wie für Autofahrer. Das bedeutet, sie dürfen innerorts maximal 50 km/h fahren und außerorts 100 km/h. Auf Autobahnen gilt kein generelles Tempolimit, sondern empfohlen wird lediglich die Richtgeschwindigkeit.

Wie fährt man am besten um die Kurve? ›

Die wichtigsten Tipps zusammengefasst
  1. Während der Kurvenfahrt solltest du das Bremsen vermeiden, da die Bremskraft nach außen wirkt und du sonst schneller zur Kurvenmitte umkippst.
  2. Ob du auf Straßen, Rad- oder Waldwegen unterwegs bist: Achte darauf, möglichst weit rechts zu fahren und die Kurve nicht zu schneiden.
Apr 24, 2021

Wer ist schneller in der Kurve Auto oder Motorrad? ›

Ein Motorrad kann höhere Kurvengeschwindigkeiten erreichen, als ein Auto. Bei einem Auto wirkt bei der Kurvenfahrt die komplette Zentrifugalkraft nach außen hin.

Was bringt Knieschleifen? ›

Bei einem zu starken Slide kann der Knieschleifer stärker gegen den Asphalt gedrückt werden, um Belastung von den Reifen zu nehmen. Dadurch kann im günstigsten Fall ein Sturz, in der Sprache der Motorradfahrer auch Lowsider genannt, verhindert werden.

Wie viel Schräglage kann ein Motorrad? ›

in der MotoGP, erlauben Schräglagen von über 62°. Bei Chopper und Cruisern kann es zu dennoch, aufgrund der Bauart (möglichst tiefe und breite Sitzposition), zur Begrenzung der Schräglagenfreiheit kommen, die im Bereich von 30° liegen.

Warum kippt ein Motorrad beim Fahren nicht um? ›

Das Geheimnis liegt im Kreiseleffekt, wie der TÜV Nord erklärt. Einige Motorräder bringen mehrere hundert Kilogramm auf die Waage und können deshalb im Stand leicht umkippen. Dafür sorgt die Schwerkraft.

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Author: Corie Satterfield

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